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Am frühen Abend des 9. November 1989 verfolgen zwei junge Leute gebannt eine Pressekonferenz im Fernsehen. Beide sind angehende Juristen und kommen aus angesehenen Juristen-Familien. Beide wohnen in einfachen Studentenwohnungen mit Ofenheizung und ohne Dusche. Beide leben in einer Stadt - aber zu dieser Zeit noch in zwei Welten.
Die 22-jährige Henrike Weber - sie heißt damals noch Kaufner - wohnt in der Mahlower Straße in Neukölln. Der zwei Jahre ältere Mirko Röder hat seinen Wohnsitz in Prenzlauer Berg in der Hufelandstraße. Vermutlich wären sich die späteren Kollegen nie begegnet, hätte es nicht die Ereignisse des Herbstes 1989 gegeben und diesen vom damaligen SED-Politbüromitglied Günter Schabowski gestammelten Text: “Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen - Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse - beantragt werden. Genehmigungen werden kurzfristig erteilt ...”
Ein Strudel aus nicht mehr überschaubaren Ereignissen
“Da hab ich die Glotze ausgemacht, triumphierend die Faust geballt und mir gesagt: Damit haben sie sich den Gnadenstoß gegeben. Jetzt kippt das Ding”, erinnert sich Henrike Weber. Ihr sei an diesem Abend jedoch nicht klar geworden, dass die Grenzübergänge sofort geöffnet würden. “Ich habe mich ahnungslos ins Bett gelegt.”
Auch am nächsten Morgen hatte die Jurastudentin noch nichts mitbekommen. Sie war, wie immer, in aller Eile aufgestanden und hatte sich zurechtgemacht. Die Zeit drängte. Das Radio wurde gar nicht erst eingeschaltet. Erst in der U-Bahn Richtung Dahlem merkte sie, dass es anders war als an anderen Tagen. “Ich habe mich gefragt: Warum ist das hier so wahnsinnig voll auf den Bahnhöfen, in den Zügen? Und warum gibt es plötzlich so viele Stimmen, die sächsisch sprechen. Das kann doch nicht sein.” Sie sah die fett gedruckten Überschriften der Boulevardzeitungen. Die “Bild” titelte in einer Sonderausgabe: “DDR, alle Grenzen offen, ab sofort”. Die “B.Z.” schrieb: “Die Mauer ist weg! Berlin ist wieder Berlin!” So bekam sie mit, “dass ich “ein historisches Ereignis regelrecht verschlafen hatte”.
Mirko Röder saß am Abend des 9. November gemeinsam mit seiner Frau vor dem Fernsehgerät. Ines Röder hatte wie ihr Mann an der Humboldt-Universität Jura studiert, war zu dieser Zeit Forschungsassistentin und schrieb an ihrer Doktorarbeit. Auch Mirko Röder - damals frisch examinierter Diplom-Jurist - hatte Aussicht auf eine wissenschaftliche Karriere.
“Wir waren wie elektrisiert, als wir Schabowski hörten, aber wir sind dann nicht mit einer Flasche Sekt zur Bornholmer Straße zum Grenzübergang gelaufen”, sagt Röder. “Philipp, unser Sohn, war damals erst ein Jahr alt. Wir wollten ihn nicht allein lassen.” Das sei jedoch nicht der einzige Grund gewesen, in dieser Nacht zu Hause zu bleiben und die Ereignisse lediglich am Fernseher zu verfolgen.
Die Reaktion des jungen Paares war keineswegs ungewöhnlich für junge DDR-Akademiker: eine Mischung aus Freude und Faszination, aber auch aus Skepsis und Ernüchterung, weil die eigene, wohl geplante Zukunft plötzlich in einen Strudel der nicht mehr überschaubaren Ereignisse zu geraten schien.
“Wir hatten jetzt nicht plötzlich Existenzängste”, so Röder, aber es habe da schon “ein großes Gefühl von Unsicherheit” gegeben. “Wir waren keine Bürgerrechtler oder gar Widerstandskämpfer, von denen es nach der Wende plötzlich so unheimlich viele gab.” Er und seine Frau hätten eher zu der großen Gruppe von DDR-Bürgern gehört, die damals noch auf Veränderungen des zunehmend erstarrten SED-Apparates setzten. “Von oben”, wie er es beschreibt. “Mit einem neuen SED-Politbüro, liberaler und weltoffener.”
Röders Biografie ist typisch für die eines jungen DDR-Akademikers: Polytechnische Oberschule (POS), mit der neunten Klasse Wechsel zur Erweiterten Oberschule (EOS) - bei ihm war es die auf Sprachen spezialisierte Klement-Gottwald-Oberschule in Treptow. Anschließend ging er für drei Jahre zur Nationalen Volksarmee. Röder: “Das war obligatorisch, wenn man studieren wollte.” Mit dem Sitz seines Regiments hatte er Pech. Es war im Vorpommerschen, in Torgelow-Drögeheide stationiert. In der Landschaft mit den drei Meeren, wie die dünn besiedelte Gegend spöttisch genannt wurde: Waldmeer, Sandmeer, gar nichts mehr ... Dafür hatte er einen guten Posten: “Ich war Schreiber beim Spieß.”
Mitte der 80er-Jahre gab es einen Ruck, den der damals 21-jährige Röder auch im abgelegenen Drögeheide verspürte. In der Sowjetunion wurde Michail Gorbatschow zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei gewählt. Russische Vokabeln wie Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) wurden Teil der Umgangssprache. “Gorbatschow hat mich fasziniert”, sagt Röder. “Da war plötzlich Licht im Tunnel. Und wir hofften natürlich, dass sich das nun auch auf die Zustände in der DDR auswirken würde.” Doch das Gegenteil war der Fall, zumindest in den folgenden vier Jahren. Nie zuvor hatte sich die DDR-Führung derart von Moskau distanziert. Für Röder wurde das “verblüffend deutlich” durch das Verbot der sowjetischen Zeitung “Sputnik”, eines kleinformatigen, bunten Heftchens in deutscher Sprache, in dem seit 1967 Artikel aus sowjetischen Medien verbreitet wurden. In der Ära Gorbatschows wurde die Berichterstattung deutlich kritischer. Das Heftchen war plötzlich vergriffen und wurde unter der Hand weitergereicht. Die Entscheidung, den “Sputnik” im November 1988 aus der Postzeitungsliste zu streichen, soll dann auf persönliches Betreiben von Honecker gefallen sein. “Das war ein deutliches Zeichen, dass unsere greise Führungsriege ihren eigenen Weg gehen wollte”, sagt Röder. “Die Luft wurde immer dünner.”
Parallel sei zu beobachten gewesen, wie sich die Lage immer weiter zuspitzte: Verhaftungen, Abschiebungen von Bürgerrechtlern, eine immer stärkere Präsenz der Polizei. “Die standen sogar vor dem französischen Kulturzentrum an der Straße Unter den Linden. Da wollten wir als Studenten natürlich gerne rein. Aber selbst das war nicht mehr möglich.”
Desillusionierend, erinnert sich Röder, sei dann im Sommer 1989 auch die Reaktion des SED-Politbüromitglieds Egon Krenz auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking gewesen. “Bis dahin galt Krenz in der verknöcherten Riege des Politbüros sogar als eine Art Hoffnungsträger. Aber dann hat er dieses Gemetzel in Peking allen Ernstes noch entschuldigt und gesagt, es sei etwas getan worden, um die Ordnung wiederherzustellen”, sagt Röder. Da konnte man sich nur noch schämen.” Spätestens zu diesem Zeitpunkt sei bei ihm “die letzte Hoffnung auf Veränderung gestorben. Ein Gefühl der Machtlosigkeit und Lethargie machte sich breit.”
Am Ende kam auch Angst dazu. Röder kann sich noch gut erinnern, wie er mit seiner Frau - sie hatten 1988 geheiratet - und seinem kleinen Sohn über den Alexanderplatz lief und zum ersten Mal gepanzerte Fahrzeuge mit Wasserwerfern sah. Das war im Oktober 1989. “Die sind mit diesen Dingern dann ja auch wirklich auf Demonstranten zugefahren. Wir waren schockiert. Wir sind davon ausgegangen, dass die eines Tages sogar schießen.”
Wer weiß, ob sie die Grenzen auch wirklich offen lassen?
Als Henrike Weber am 10. November 1989 die juristische Fakultät der Freien Universität in Dahlem betrat, herrschte auch dort eine aufgeregte Stimmung. Auf dem Plan stand eine Übung im Zivilrecht bei dem Rechtsprofessor Uwe Wesel. Dem renommierten Rechtsgelehrten war das für diesen Tag jedoch zu profan. “Er hat uns in den Hörsaal gerufen und gesagt, dass er in Anbetracht dieser historischen Stunde heute keine Übung durchführen werde. Stattdessen erwarte er, dass wir geschlossen zum Rathaus Schöneberg gehen und uns die Rede von Willy Brandt anhören”, erinnert sich Henrike Weber. “Das fand ich ziemlich klasse.”
Abends sei sie dann mit ihrem damaligen Freund in Richtung Kochstraße gelaufen. Immer an der Mauer lang. “Am Checkpoint Charlie haben uns die Amis nicht rübergelassen, weil wir nur westdeutsche Reisepässe hatten.” Also zogen sie weiter. Am Übergang Bornholmer Straße habe es dann keine Probleme mehr gegeben. “Aber ein bisschen flau war mir schon im Magen, als wir plötzlich im Osten standen”, sagt sie. “Ich habe an diesem ersten Tag noch nicht so viel Vertrauen gehabt und gedacht: Wer weiß, ob die DDR-Grenzer jetzt weiterhin so nett sind und die Schranke auch wirklich offen lassen.”
Henrike Weber war damals 22. Sie hatte das Examen als Rechtspflegerin in der Tasche und wenige Monate zuvor mit dem ersehnten Jura-Studium begonnen. Die Welt lag ihr zu Füßen. Eine Welt, die mit dem 9. November unvermittelt größer und interessanter geworden war. Und als die Mauer dann tatsächlich offen blieb und sogar schon stückweise abgetragen wurde, schwand auch die Angst.
“Abends haben wir angefangen, den Osten zu erobern”, erinnert sie sich. “Alles war anders jetzt. Der Szeneort Kreuzberg existierte nicht mehr.” Prenzlauer Berg oder Mitte waren jetzt en vogue. Hinterhöfe, in denen eilig zusammengezimmerte Tresen standen und Bier in Flaschen verkauft wurde. An einen bunt gemischten Kundenkreis: Aus Ost und West, Studenten, Künstler, Autonome, Touristen. Henrike Weber kann noch heute ins Schwärmen kommen, wenn sie davon erzählt: “Plötzlich ist Berlin aus allen Nähten geplatzt. Es war einfach eine wahnsinnig tolle Stimmung. Und ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass es vorbei ist mit den kleinstädtischen Strukturen des alten West-Berlin und dass die Stadt jetzt eine richtige Metropole wird.”
Henrike Weber und Mirko Röder wuchsen beide am Stadtrand auf. Bei Röder war es das im Südosten Berlins gelegene Grünau, seine Eltern hatten dort ein Haus, bei Henrike Weber das quasi im Westen des Westens gelegene Staaken. “Wir hatten dort die Mauer direkt vor den Augen. Und für mich war immer klar, dass da auf der anderen Seite noch den anderen Teil von Deutschland gibt. Und dass viele Menschen da drüben unter diesen Zuständen leiden”, erinnert sie sich. Ihre Eltern hätten auch ganz bewusst Kontakt zu Freunden und Verwandten im Osten gehalten, seien immer wieder rübergefahren. “Und ich und mein fünf Jahre jüngerer Bruder mussten mit.”
Dieses Festhalten an der Hoffnung, dass die Mauer irgendwann wieder fallen würde, hat viel mit der Biografie ihres Vaters zu tun. Der heute 72 Jahre alte Dietrich Kaufner war 1956 offiziell aus Ost-Berlin übergesiedelt. Im Westen musste er die Abiturprüfungen wiederholen, anschließend studierte er ein Semester Meteorologie und wechselte dann zur juristischen Fakultät. Das war letztlich die konsequente Folge einer Familientradition, die Henrike Weber nun schon in vierter Generation fortsetzt: Schon ihr Urgroßvater wirkte als Amtsrichter im Brandenburgischen. Und ihr Großvater war Versicherungsjurist in Stettin.
Ihr großes Vorbild war jedoch immer ihr Vater, der am Ende seiner Karriere einen Zivilsenat des Berliner Kammergerichts leitete. “Er hat unheimlich gern in seinem Beruf gearbeitet und dieses gute Gefühl auch mit nach Hause gebracht.” Zu Beginn ihres Studiums wollte Henrike Weber auch selber Richterin werden. Vor allem “die Verantwortung und Selbstständigkeit, die dieses Amt mit sich bringt” habe sie gereizt, sagt sie. “Es gibt keinen Vorgesetzten, der dem Richter aus irgendwelchen privaten oder politisch motivierten Gründen in die Entscheidungen reinreden darf. Und das tut auch keiner, jedenfalls nicht in diesem Land. Das ist mir von meinem Vater mitgegeben worden.”
Die Kinder sind das Unterpfand, wenn die Eltern im Westen sind
Mirko Röder wollte niemals Richter werden. Jedenfalls nicht in der DDR. Auch für ihn war das große Vorbild der Vater: “Ich wollte sein wir er.” Karl-Heinz Röder war Professor für Staatstheorie an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Kein DDR-Apparatschik, sondern nach Beschreibungen von Mirko Röder “für DDR-Verhältnisse eher ein Exot”. In dem Haus in Grünau hätten - erreichbar für Mirko Röder und dessen achte Jahre ältere Schwester - auf dem Wohnzimmertisch auch immer Westzeitungen wie der “Spiegel”, die “Neue Zürcher Zeitung” und das “Time Magazin” gelegen. Das war äußerst ungewöhnlich für einen DDR-Haushalt.
Aber ungewöhnlich war ja auch die Karriere des Karl-Heinz Röder, der als DDR-Jurist in den USA Gastprofessuren an den Universitäten in Harvard und Stanford innehatte und Vorträge und Vorlesungen in Ländern wie Österreich, der Schweiz, Italien und China hielt. In den letzten Jahren durfte ihn die Ehefrau - Ursula Röder war ebenfalls Juristin - bei diesen Reisen begleiten. Für die Kinder galt das nicht. “Wir waren die Geiseln”, sagt Mirko Röder, “das Unterpfand dafür, dass meine Eltern auch ja immer wieder zurückkommen würden.” Aber er habe immer damit leben können. “Als ich geboren wurde, stand schon die Mauer. Ich war in diese abgeschottete DDR hineingeboren worden und hatte es ja nie anders kennengelernt.”
1990 starb Karl-Heinz Röder mit nur 56 Jahren. Aber er hatte den Sohn vorher noch mit einem alten Freund zusammengebracht: dem renommierten Westberliner Rechtsanwalt Uwe Kärgel, damals Vorsitzender des Berliner Anwaltsvereins. “Der wurde praktisch zu meinem Ziehvater”, erinnert sich Röder. “Das hat er vermutlich auch meinem alten Herrn versprochen, an dessen Sterbebett in der Charité.”
Die Bekanntschaft mit dem renommierten Anwalt war für Röder ein Glücksfall. Röder arbeitete in Kärgels Kanzlei am Kurfürstendamm zunächst als juristischer Mitarbeiter, später als Referendar, als Assessor und schließlich für ein Jahr auch als Anwalt. Bevor er dafür von der Anwaltskammer die Zulassung erhielt, musste er als DDR-Diplomjurist aber erst einmal das zweite juristische Staatsexamen bestehen. Das bedeutete für den jungen Familienvater, zweieinhalb Jahre lang immer wieder in das rheinland-pfälzische Bad Münster pendeln zu müssen. “Das war wie ein zweites Studium”, sagt er. Am Ende war für ihn klar, dass er sich auf Strafrecht spezialisieren würde.
Auch Henrike Weber verließ am Anfang ihrer Karriere zunächst Berlin. Doch ihr Weg führte 1997, nach dem Abschluss des zweiten Staatsexamens, in den Osten. Ihr war damals noch nicht klar, wie es weitergehen sollte. Richterin? Oder vielleicht doch Anwältin? “Ich hatte als Referendarin in einer Kanzlei gearbeitet und fand das schon reizvoll.” Aber es gab noch ein dritte Option: Sie hatte sich unmittelbar nach dem Studium bei den Finanzbehörden beworben: “Ich habe gedacht, da hast du einen sicheren Job, und Steuerrecht kann ja auch ganz spannend sein.”
Diese Bewerbung hatte sie schon fast vergessen, als sie im Herbst 1997 von einer Reise nach Hause kam. Im Briefkasten lag dann dieses Schreiben von der Oberfinanzdirektion: Sie möge doch bitte nach Cottbus zu einem Vorstellungsgespräch kommen. Und zwei Monate später begann ihre kurze Laufbahn als Beamtin. Zunächst absolvierte sie ein Einführungsjahr in Nauen, anschließend wurde sie zur Finanzverwaltung nach Frankfurt an der Oder versetzt. Sie war jetzt Sachgebietsleiterin für Steuerstrafrecht im Range einer Regierungsrätin.
Doch sie wurde nicht glücklich dabei. Das hatte viele Ursachen. Frankfurt an der Oder ist sehr abgelegen und “alles anders als eine pulsierende Großstadt”. Sie hatte gehofft, durch die Europa-Universität Viadrina andere junge Leute kennenzulernen, das war aber nicht gelungen. Auch die Arbeit in der Finanzbehörde war für sie nicht das, was sie erhoffte: “Ich habe gemerkt, dass ich mit diesem Job auf Dauer nicht glücklich werde. Ich wollte näher an den Menschen heran, an den Mandanten.”
Ausschlaggebend war schließlich ihre familiäre Situation. Henrike Weber hatte 1999 geheiratet. Ihr Ehemann Roland, auch er Volljurist, arbeitete in einer eigenen Kanzlei in Berlin. Im letzten Jahr pendelte sie nur noch zwischen Berlin und Frankfurt hin und her. “Jeden Tag vier Stunden unterwegs und dann acht bis zehn Stunden Arbeit. Ich habe irgendwann gedacht, okay, jetzt ist mir alles egal, ich muss mich jetzt entscheiden.”
Die Wessis arbeiten im Osten, die Ossis im Westen
Heute leben und arbeiten Henrike Weber und Mirko Röder wieder in Berlin. Röder war mehrere Jahre Geschäftsführer des Berliner Anwaltsvereins, führt gemeinsam mit seiner Frau Ines eine Kanzlei in Kreuzberg und ist inzwischen ein bekannter Strafverteidiger. Zu seinen Mandantinnen gehört die Krankenschwester Irene B., die in der Charité fünf schwer kranke Patienten tötete und von einem Schwurgericht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Spektakulär war auch der Prozess gegen eine von Röder verteidigte psychisch kranke Frau, die ihr - später verstorbenes - Baby misshandelte und in der Treptower Brückenstraße unter das Vorderrad eines geparkten Autos legte.
Henrike Weber hat sich als Fachanwältin auf Sozialrecht spezialisiert. Also auf eigentlich eher unspektakuläre Fälle, in denen es Probleme mit der Sozialversicherung oder abgelehnte Rentenanträge geht. Aber es ist genau die Arbeit, “nahe am Mandanten”, die sie immer wollte. Ihre Kanzlei, in der auch ihr Ehemann Roland und zwei weitere Kollegen arbeiten, befindet sich Mitte.
Die Wessis arbeiten also jetzt in Ost-Berlin und die Ossis in West-Berlin - was 20 Jahre nach dem Fall der Mauer aber für beide “kein Thema” ist. “Hauptsache Berlin”, sagt Henrike Weber. Und Mirko Röder erwähnt seinen inzwischen 21 Jahre alten Sohn Philipp, der 20 Jahre seines Lebens in nun nicht mehr ungeteilten Berlin verbracht hat und jetzt an der Freien Universität studiert: Jura im zweiten Semester. “Was ist der nun?”, fragt Röder ironisch, “Wessi oder Ossi?”
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www.morgenpost.de/mauerfall
“Da hab ich die Glotze ausgemacht, triumphierend die Faust geballt und mir gesagt: Damit haben sie sich den Gnadenstoß gegeben. Jetzt kippt das Ding”, erinnert sich Henrike Weber an den Abend des 9. November 1989. Dass die Grenzübergänge sofort geöffnet würden, ahnte sie jedoch nicht. “Ich hab mich ahnungslos ins Bett gelegt”
Donnerstag, 8. Oktober 2009 02:57 - Von Michael Mielke
Beitrag erschienen in: Berliner Morgenpost
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Aktuell hatte der Bundesgerichtshof zu entscheiden (vgl. BGH, Urteil vom 08.03.2022, Az: VI ZR 1308/20), ob bei einem Unfall im Zusammenhang mit dem Wechseln einer Fahrspur der Fahrspurwechsler regelmäßig für den Schaden (mit)haftet.
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